Wirtschaftlich unsichere Zeiten sowie das historisch niedrige Zinsniveau haben eine verstärkte Immobiliennachfrage nach sich gezogen. Doch nicht nur Immobilienkäufer haben unter einer enormen Preissteigerung zu leiden, auch die Banken tragen schwer an dieser Last. Nun warnt die anerkannte US-Ratingagentur Standard & Poor’s eindringlich vor einer drohenden Immobilienblase in Österreich.
Immobilienpreise belasten einheimische Banken
Neben der existentiellen Bedrohung der Banken durch faule osteuropäische Kredite belasten auch stark steigende Immobilienpreise Österreichs Finanzinstitute. Denn vor allem im urbanen Bereich wie in Wien gibt es seit den vergangenen drei Jahren einen Preisanstieg im zweistelligen Bereich. Auch wenn die Teuerung ländlicher Immobilien mit knapp elf Prozent weniger hoch ausfällt, droht eine Immobilienblase. Denn die Banken müssen mit einer Zunahme an Kreditausfällen rechnen, auch wenn hierzulande die Immobiliennachfrage nicht kreditgetrieben ist wie in Spanien. Österreichische Investoren verlagern ihr Anlagevermögen, weg von Spareinlagen mit einem wenig attraktiven Zinssatz hin zu Immobilien.
Bedarf an Eigenkapital bei den Banken steigt
Auch wenn sich die Ratings österreichischer Banken auf sehr hohem Niveau bewegen, wird der Ausblick von Standard & Poor’s negativ bewertet. Namhafte Finanzinstitute wie die Erste Bank, die Raiffeisen Zentralbank und die Bank Austria haben seit Ausbruch der Finanzkrise ihr Eigenkapital aufgestockt. Dennoch ist ihre Situation schlechter zu bewerten, als in anderen westeuropäischen Ländern. Dies basiert vor allem auf der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Osteuropa und der dorthin vergebenen Kredite. Von den genannten Banken weist die Raiffeisen Zentralbank den niedrigsten Anteil an Eigenkapital auf, am besten ausgestattet ist hingegen die Bank Austria.
Zwei Lösungen zur Kapitalaufstockung
Um generell die Kapitalquoten heimischer Finanzinstitute aufzustocken, sind nach Angaben der Ratingagentur zwei Lösungen geeignet. Zum Einen könnte dies durch ein Zurückfahren des Geschäftsvolumens erreicht werden oder es erfolgt eine Geldbeschaffung von außen, zum Beispiel durch einen Börsengang der Bank. Beide Lösungen sind nicht einfach zu handhaben, denn der Aktienkurs muss dazu eine entsprechende Höhe und Attraktivität am internationalen Markt haben. Zumindest für die Raiffeisenbank International trifft dies zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu. Eine günstige Ausgangssituation findet die Bank Austria vor, denn sie wird in absehbarer Zeit vom italienischen Mutterkonzern UniCredit einen entsprechend hohen Zuschuss erhalten. Glaubt man den Angaben renommierter heimischer Presse, soll das Volumen in Milliardenhöhe angesetzt sein.
Staatshilfe soll reduziert werden
Die Vorgehensweise der italienischen Mutter hat auch dazu geführt, dass die Bank Austria die einzige Großbank ist, die noch keine Staatshilfe in Anspruch genommen hat. Alle anderen haben massive Schulden beim Bund, allein bei der Raiffeisen summiert sich die Unterstützung auf 1,75 Milliarden und auch bei der Erste Group beträgt die Staatsverschuldung 1,2 Milliarden. Ausgehend von der Bewertung der Ratingagenturen kann davon ausgegangen werden, dass die genannten Beträge nicht so schnell an den Staat zurück fließen können. Nur die Bawag hat angekündigt, bereits in diesem Jahr ihre Schulden zu tilgen. Im Gegensatz dazu rechnen Experten mit einer weiteren Staatsbelastung durch die KA Finanz, die Bad Bank der Kommunalkredit. Ähnlich schlecht gestellt ist auch die Hyp Alpe Adria, die nach Wünschen der EU-Kommission noch heuer geschlossen werden soll. Dem österreichischen Steuerzahler kostet dies 4,4 Milliarden Euro.