In unserem Finanzblog war der ATX bereits im Jahr 2017 ein Thema. Wir wollen nun, nach der Corona-Pandemie, nach der Verschärfung des Krieges in der Ukraine im Jahr 2022 und auch nach den Pleiten rund um René Benko erneut einen kurzen Blick auf den österreichischen Aktienindex, das Gegenstück zum deutschen DAX, werfen.
Kurze Geschichte des ATX (Austrian Traded Index)
Der Austrian Traded Index (ATX) wurde im Jahr 1991 gegründet und ist der wichtigste Aktienindex der Wiener Börse. Er bildet die Performance der 20 größten und liquidesten börsennotierten Unternehmen in Österreich ab. Der Index ist eine bedeutende Messgröße für die Entwicklung des österreichischen Aktienmarktes. Hier noch einige Hard Facts zum ATX:
- Der Index startete im Jahr 1991 mit einem Wert von 1.000. Demnach verbuchte der Index eine Wertsteigerung von gesamt rund 360 % über rund 33 Jahre hinweg (rund 3.600 im Juni 2024).
- Die Dotcom-Blase und die Finanzkrise 2008 resultierten in vielen Verlusten für den ATX.
- Von der Corona-Pandemie konnte sich der ATX bis zum April 2021 auf den Vor-Pandemie-Stand erholen. Der DAX schaffte dies bis zum Dezember 2020.
- Die Erste Group Bank, OMV AG, Verbund AG und die Wienerberger AG gehören zu den wichtigsten Playern im ATX
- Der DAX ist in den letzten 5 Jahren um rund 46 % gestiegen, während der ATX nur ein Wachstum von 21 % verzeichnen konnte
Kaum Auswirkungen der SIGNA Holding Pleiten
Die Insolvenzen rund um die SIGNA von Benko hatten kaum merkliche Auswirkungen auf den ATX. Bei der Bekanntwerdung Ende Oktober 2023 gab der ATX lediglich um rund 100 Punkte nach. Dies scheint auf der einen Seite verwunderlich, da es sich doch um einen der größten Unternehmer in Österreich handelte. Auf der anderen Seite muss beachtet werden, dass die SIGNA Holding mit ihren Tochtergesellschaften nur sehr eingeschränkt (über die SIGNA Prime AG beispielsweise – kein Teil des ATX) auf den Aktienmärkten aktiv war. Zum anderen zerstören die SIGNA Pleiten nicht grundsätzliche die Werte der angehängten Assets – diese wechseln nur ihre Eigentümer und Betreiber.
Ein Ausblick für den ATX ab Juli 2024
Der ATX ist aufgrund des Ukraine-Krieges ein sehr spannender Index. In übermäßig hohem Maße waren Unternehmen aus dem ATX in Russland investiert. Durch die Neutralität während des Kalten Krieges ergaben sich nach Fall des Eisernen Vorhangs schnell große Investitionschancen für eine Reihe von österreichischen Unternehmen: Die OMV bezog einen Großteil der Rohstoffe aus Russland und plante dort auch Abbauanlage mit Gazprom und anderen Firmen. Die Erste Bank Group ist für ihren großen Einsatz in Osteuropa und Russland bekannt. Wienerberger unterhielt Produktionsanlagen und Absatzmärkte in Russland. Sogar das Versicherungsunternehmen Uniqa besaß eine große Sparte für den russischen Markt.
Es war auch sehr auffällig, dass es für österreichische ATX-Unternehmen verhältnismäßig lange gedauert hat, bis sie sich aus Russland zurückzogen. Nachdem dies nun aber geschehen ist, könnte der Kriegsausgang in der Ukraine große Auswirkungen auf den ATX haben. Die große Frage dabei ist, wie sehr können ATX-Firmen nach dem Ende des Krieges (unabhängig vom Ausgang) von ihren bisher sehr guten Strukturen in Russland und der Ukraine erneut profitieren.
Genau aus diesem Grund dürften die kommenden 52 Wochen sehr interessant für den ATX werden. Über die Präsidentschaftswahl in den USA könnte sich sehr viel entscheiden. Bei einem Sieg von Trump wäre die EU wirklich auf die Probe gestellt, die Ukraine ausreichend, ohne US-Hilfe, zu unterstützen und die Ukraine könnte einlenken. Ein Sieg von Biden würde viele Hoffnungen des Kremls auf einen Sieg vernichten und ebenfalls zu einem baldigen Ende des Krieges führen. In beiden Fällen könnte der ATX stark und vielleicht sogar stark positiv reagieren. (dies ist keine Anlageempfehlung)