Österreich wird bald Staatsanleihen mit 100 jähriger Laufzeit emittieren.
Die anhaltende Niedrigzinsphase bedeutet eine hohe Belastung für viele Sparer. Das trifft vor allem jene Anleger sehr hart, die bisher auf sichere Anlageprodukte setzten. Die österreichische Regierung hat äußerst kreativ auf die aktuelle Situation reagiert. Der Ministerrat hat am Dienstag, den 28. 02. 2017, eine Freigabe für die Auflage von Staatsanleihen mit 100 Jahren Laufzeit gegeben.
Warum machen Anleihen mit einer 100-jährigen Laufzeit Sinn?
Für den typischen Privatanleger erscheint dieses Anlageprodukt eher verrückt. Obwohl unsere Lebenserwartung ständig ansteigt, denkt wohl kaum ein Anleger, der mit 20 oder 30 Jahren Anleihen in sein Portfolio aufnimmt, damit 120 oder 130 Jahre alt zu werden. Die Anleihen zu vererben, erscheint ebenso merkwürdig.
Doch das eigene Erleben des Ablaufs der Anleihe ist absolut nachrangig für die Gestaltung dieses Finanzprodukts. Durch die extrem lange Laufzeit ist es nämlich möglich, höhere Zinsen als üblich zu bieten. Diese vergleichsweise hohen Zinsen für eine sichere Geldanlage erscheinen gerade derzeit als besonders lukrativ. Das hat sich durch die Staatsanleihen mit 70-jähriger Laufzeit gezeigt, die im Oktober 2016 vom österreichischen Staat emittiert wurden und stark überzeichnet waren, sprich eine sehr hohe Nachfrage genossen. Diese Anleihen boten 1,53 Prozent, während deutsche Bundesanleihen auf 10 Jahre derzeit nur 0,25 Prozent bieten. Die Bonität der beiden Länder und Wertpapiere ist als identisch anzusehen. Doch warum erlaubt eine längere Laufzeit höhere Zinsen?
Längere Laufzeit führt zu mehr Zinsrisiko
Über einen Zeitraum von 100 Jahren ist es sehr wahrscheinlich, dass die Leitzinsen in diesem Zeitraum wieder über den Wert steigen, zu dem derzeit mit Nominalzins emittiert wird. Wenn diese Staatsanleihen dann verkauft werden, da sie eben nicht bis zum Ende ihrer Laufzeit gehalten werden, ist mit großen Kursverlusten zu rechnen. Schließlich möchte kaum jemand Anleihen mit niedrigen Zinsen kaufen, wenn zu diesem späteren Zeitpunkt Anlageprodukte mit viel höherer Verzinsung erhältlich sind.
Durch dieses enthaltene Zinsrisiko können die Anleihen derzeit zu relativ hohen Zinssätzen ausgegeben werden. Mehr Risiko bedeutet auf den Finanzmärkten schließlich immer mehr Rendite. Doch trotz diesem Zinsrisiko dürften derzeit wohl auch 100-jährige Staatsanleihen aus Österreich viel Nachfrage genießen, wenn sie nach dem Beschluss des Ministerrates emittiert werden. Es ist nämlich absolut unklar wann die Leitzinsen im Euro-Raum wieder steigen. Deshalb dürften derartige Anleihen auch auf viel internationales Interesse von institutionellen Anlegern stoßen.
Fazit:
Die extremen Langläufer werden insbesondere von Pensionskassen und Versicherungen nachgefragt. Diese haben kein Problem damit, die Papiere über die komplette Laufzeit im Bestand zu halten. Privatanleger haben diese Möglichkeit aufgrund der eigenen Sterblichkeit nicht. Wenn Privatanleger die langlaufenden Staatsanleihen aber vor Fälligkeit verkaufen wollen, kann es sein, dass ein hoher Verlust eintritt. Zum einen, weil es keinen großen Zweitmarkt für die zwar an der Börse gehandelteten Anleihen gibt und zum anderen, weil die Anleihen in Abhängigkeit von der aktuellen Umlaufrendite stark im Kurs schwanken werden.