Selbständige in Österreich sind gut über das Sozialsystem abgesichert – so die Ergebnisse einer aktuellen Studie. Doch die Ergebnisse vernachlässigen einige Aspekte. Insbesondere Kleinunternehmer stehen vor vielen Herausforderungen.
Wer den Sprung in die Selbständigkeit wagt, geht, auch wenn er sich seiner Geschäftsidee noch so sicher ist, zwangsläufig immer auch Risiken ein. Von der Idee zur Umsetzung ist es meist schon ein langer Weg. Denn wenn man den Einfall für ein neues Produkt oder eine interessante Dienstleistung hat und sich ernsthaft mit der Realisierung einer Selbständigkeit beschäftigt, wird man bald bemerken, dass einiges dazu gehört. Ein Businessplan muss geschrieben und berechnet werden, um Banken vom eigenen Vorhaben zu überzeugen und eventuell finanzielle Hilfe zu erhalten. Werbemaßnahmen müssen durchdacht, geplant und vorbereitet werden. Vielleicht benötigt man auch die passende Immobilie für ein Büro oder Ladenlokal.
Alle Kosten berücksichtigen
Der nächste Schritt wird sein, sich mit allerhand Versicherungen und Steuern auseinanderzusetzen, welche man als Selbständiger abschließen und bezahlen muss. All das muss in die voraussichtlichen Berechnungen der Tragfähigkeit und Rentabilität der Geschäftsidee miteinbezogen werden, da man sich sonst schnell zu weit aus dem Fenster lehnt und am Ende nur schwer über die Runden kommt.
Neue Studie aus Bremen
Professor Stefan Traub von der Universität Bremen hat im Auftrag der österreichischen Wirtschaftskammer (WKÖ) und Krankenversicherung für Selbständige (SVA) eine Studie angefertigt, welche einen Vergleich zwischen 18 OECD-Ländern aufzeigt. Es geht im Kern der Sache darum, wie gut Selbständige aus den Bereichen Handwerk und Gewerbe in das Sozialsystem eingebunden sind. Wenn ein Selbständiger krank wird oder gar in Rente geht, tun sich viele Fragen und oft auch große Probleme auf. Professor Traub hat sich genauer damit auseinandergesetzt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Österreich im Länderranking an der Spitze steht.
Österreich – Vorreiter mit System?
Ganz besonders angetan war der Professor von der einzigartigen Tatsache, dass es in Österreich möglich ist, aus früherer unselbständiger Tätigkeit Ansprüche quasi mit in die Selbständigkeit zu nehmen. Generell sind in Österreich viele Risiken durch die Pflichtversicherung bereits abgedeckt, wie zum Beispiel Invalidität, Elternschaft oder Unfall. Gegen Arbeitslosigkeit jedoch muss man sich freiwillig versichern.
„Traue keiner Statistik, welche du nicht selbst gefälscht hast…“
Wie kann es sein, dass viele der neuen Selbständigen klagen, sie würden sich mit ihrem Einkommen am Rande des Existenzminiums aufhalten, aufgrund der kaum zu bewältigenden Abgaben, welche sie leisten müssen, wenn die Studie doch Österreich als Paradies für Selbständige preist?
Vielleicht liegt der Hase genau darin begraben, dass in der Studie die sogenannten „neuen Selbständigen“, welche man keiner Gruppe zuordnen kann, gar nicht erst erfasst wurden? Dass das tatsächliche Einkommen der Unternehmer nicht miteinbezogen wurde? Die wirklich Leidtragenden sind die Kleinunternehmer und die Ein-Personen-Unternehmen, denn genau die haben zum Beispiel mit den hohen SVA-Beiträgen und hohen Selbstbehalten bei Arztbesuchen zu kämpfen. Für die Ergebnisse der Studie wurden lediglich die Sozialleistungen bewertet, nicht aber die eigentlichen Kosten, welche Unternehmer hierfür bezahlen müssen. Dass bei einer Studie, welche WKÖ und SVA in Auftrag geben, Österreich brilliert, verwundert selbstredend kaum.