In Slowenien ist Östereich der stärkste Investor. Allerdings, so ergab eine Umfrage unter österreichischen Unternehmen, stellen sich die Akteure auf schwierige Zeiten ein.
Dabei ist die Situation österreichische Unternehmen und Exporteure durchaus differenziert zu betrachten. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage stellt Christian Müller, der Wirtschaftsdelegierte Österreichs, heraus, dass es in den einzelnen Branchen durchaus große Unterschiede gibt.
Im Hochtechnologiesektor sind zur Zeit keine Probleme zu erwarten. In der Bauindustrie ergeben sich allerdings Schwierigkeiten. Weil die Konsumenten in Slowenien preisbewusster geworden sind, ist auch der Handel tangiert. Discounter wie Hofer sind aber nach wie vor vom nachlassenden Verbrauchervertrauen nicht betroffen.
Geschäftsklima trübt sich ein
Der vom slowenischen Statistikamt für den Monat August veröffentlichte Geschäftsklimaindex fiel auf den niedrigsten Stand seit 2009. Im Juli hatte sich der Index sogar erholt. Dann folgte die Abwertung Sloweniens durch die Ratingagentur Moodys auf Baa2. Sloweniens Kreditwürdigkeit liegt damit zwei Stufen über Ramschniveau. Außerdem haben die globale Rezession, die Krise im Bankensektor und Probleme in der Politik die Lage in Slowenien deutlich verschlechtert. Besonders von Pessimismus geprägt ist die Erwartung in den Bereichen Sachgütererzeugung und Dienstleistungen, hebt die Statistikbehörde hervor.
700 Unternehmen aus Österreich sind derzeit in Slowenien aktiv. Wie die Slowenische Nationalbank ermittelt hat, profitierte das Land von Auslandsinvestitionen in der Höhe von 11,7 Mrd. Euro im Jahre 2011. Davon stellt Österreich etwa die Hälfte der Investitionen (siehe auch finanz-blog.at).
Der Abfallentsorger Saubermacher aus Graz hat rechtzeitig auf die sich eintrübende Wirtschaftslage reagiert. Die Organisation wurde verbessert, Abläufe wurden gestrafft. Eine neue Vertriebsstruktur orientiert sich stärker an Kundenbedürfnissen, so verlautete aus der Firmenzentrale des Unternehmens, dessen Kernmärkte sich in Slowenien sowie in Ungarn und Tschechien befinden.
Die Strabag kann sich ebenfalls nicht optimistisch äußern. Ein Investitionsstopp ist in Kraft getreten, und Ausschreibungen, die bereits abgeschlossen waren, wurden relativiert. Die Pressestelle des Unternehmens nimmt nicht an, dass die Geschäfte wie bisher fortgeführt werden, wurde in Wien mitgeteilt. Die Strabag hat sich in Slowenien seit 2005 mit Erfolg verstärkt engagiert. In der Folge der Immobilien- und der Finanzkrise sind aber in der Bauindustrie 90 Prozent der Unternehmen in die Insolvenz gegangen. Allerdings ist die Strabag finanziell solide und deshalb von der Entwicklung weniger betroffen als ihre Konkurrenten. In Slowenien erzielt das Unternehmen jährlich einen Umsatz von 50 Mill. Euro.
Auch die Telekom Austria Group erwartet in Slowenien ein schwierigeres Umfeld. Für die Tochter Si.mobil wird in den nächsten Monaten aufgrund von regulatorischen Auflagen und wegen des zunehmenden Konkurrenzkampfes eine angespannte Situation erwartet. Zufriedenstellend bewertet wird Ergebnis für das abgelaufene Halbjahr, wenn man die verschärften Rahmenbedingungen berücksichtigt. Da Betriebsergebnis erhöhte sich um 56 Prozent, der Umsatz konnte um 5 Prozent gesteigert werden.
Gefahr für Österreichs Banken
Im Fall einer Staatspleite Sloweniens wäre nach Analystenmeinungen Österreich besonders stark gefährdet. Die Austria Presseagentur beruft sich auf William Jackson von Capital Economics in London, der diese Befürchtung geäußert hatte, weil die Banken des Alpenlandes in Slowenien besonders stark exponiert sind. Allerdings sei das Risiko beherrschbar, weil es sich im Fall Slowenien mit einem BIP von 35 Mrd. Euro um eine relative kleine Volkswirtschaft handelt. Ein Bail-out sei mit einem Betrag von 5 Mrd. Euro zu veranschlagen, ein relativ geringer Betrag.
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